Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied
Zwei Wochen nach einer ernüchternden Heimniederlage gegen den Aufsteiger aus Braunsbedra stand mit dem Auswärtsspiel in Parchim die nächste Partie gegen einen der drei Aufsteiger an. Besondere Brisanz barg das Spiel durch die Tabellenkonstellation. Es begegneten sich die die beiden Tabellenletzten, und bereits vor dem Spiel stand fest, der Verlierer wird die Rote Laterne übernehmen bzw. behalten.
Die Vorbereitung auf dieses nicht ganz unwichtige Spiel verlief für alles andere als optimal. Trotz der jährlichen Trainer-Ermahnung mit zunehmendem Schlechtwetter bitte die warmen Leibchen anzuziehen, um Erkältungen und andere jahreszeitliche bedingte Übel auszuschließen, meldeten sich größere Teile des Teams krank. Besonders brisant: Gleich beide Zuspielerinnen füllten das Lazarett. Während Claudia Förster frühzeitig signalisierte, dass sie die Reise nach Parchim nicht antreten kann, blieb bei Hannah Reich (Kampfname Melli) bis zum Schluss die Hoffnung, dass sie zum Spiel zumindest einigermaßen fit wird und die Reisegruppe begleiten kann. Die Erleichterung war groß als nach dem Abschlusstraining der Daumen hoch ging.
Die Anreise erfolgte in 2 Gruppen. Die Gruppe ‚Ost‘ preschte vor, scoutete ein Café aus und wartete dort auf die Gruppe ‚Mitte‘. Nach einem gemeinsamen Heißgetränk ging es ein wenig spät in die Halle. Die Gruppe ‚Ost‘ marschierte vorweg (das Auto stand bereits an der Halle), nicht ohne dabei Melli bei der Gruppe ‚Mitte‘ mit dem bereits vollen Bus zurückzulassen. An der Halle angekommen, wurde gefragt, ob sie Melli denn gar nicht vermisst haben? Julis trockene Antwort, gab dann das Tagesmotto vor: ‚Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied‘ sorgte für allgemeines Gelächter, und dann ging es ein wenig spät in die Halle.
Dort entwickelte sich ein lange Zeit einseitiges Spiel, was sich auch in den Satz-Ergebnissen spiegelt. Der VC Parchim, mit etwas überraschender Aufstellung, fand zunächst überhaupt nicht zu seinem Spiel. Die Büttels dagegen pressierten von Beginn an, Interim-Kapitän Kathi Hinrichsen bereitete im Aufschlag gleich mal einen 8:0 Blitzstart vor. Der VCP schien verunsichert und agierte fortan wenig druckvoll und mit hoher Eigenfehlerquote. Die wenigen Aufschläge landeten zunächst im Aus oder bei Libera Sandra Schneider, die einen um den anderen ans Netz schob, sodass Zuspielerin Hannah Reich das Spiel felxibel gestalten und alle Angreiferinnen gut in Szene setzen konnte. Im zweiten Satz ein ähnliches Bild: Der VCP steigerte sich, jedoch nicht genug um ein ernsthaftes Wort im Ausgang um den Satz mitreden zu können. Die Eimsbüttlerinnen pressierten weiter im Aufschlag, kratzten fleißig in der Abwehr (wie Sveas Hüftknochen bezugen) und punkteten im Angriff über alle Positionen.
Im dritten Satz entwickelte sich ein anderes Spiel. Parchim, spätestens jetzt in Bestbesetzung, agierte beherzter, und brachte die Büttels vermehrt in Bedrängnis. Zur Satzmitte war das Spiel ausgeglichen, dann schien bei 19:21 die Vorentscheidung zu Gunsten der Gäste gefallen. Mitnichten… Die Gastgeberinnen hängten sich noch einmal richtig rein, und erstmalig schlich sich der Fehlerteufel in das Spiel der Büttels. Plötzlich kippte der Satz und bescherte Parchim zwei Satzbälle. Während sich neben dem Spielfeld die Nackenhaare sträubten, blieben die Handelnden auf dem Spielfeld cool. Satzball eins in einer langen Rallye abgewehrt, Satzball zwei mit gutem Aufschlagspiel zunichte gemacht. Mit dem gleichen Mittel bereitete MVP Kathi Hinrichsen von der Grundlinie die beiden abschließenden Punkte vor, so dass nach 67 Minuten Spielzeit die ersten Saisonpunkte in einer Jubeltraube gefeiert wurden. Während nach dem zweiten Satz bereits der erste Saisonpunkt ‚abgefeiert‘ wurde, ging es mit der vollen Punktzahl unter die Dusche. Dabei soll man das eine oder andere erleichterte Lächeln gesehen haben. Die rote Laterne hängt dank toller Leistung des gesamten Teams vorerst nicht mehr in der Bundesstraße.
Nach dem Spiel gab es dann Sonderlob. Eines für das prima Heim-Publikum, das sein eigenes Team großartig unterstützt, dabei aber gute Leistungen beider Teams würdigt. Das zweite Lob ging an Hannah Reich, die sich in ihrem ersten Einsatz von Beginn an nervenstark präsentierte und das Spiel souverän lenkte.
Am kommenden Wochenende folgt das Auswärtsspiel in Oranienburg beim Meister des letzten Jahres.
1. VC Parchim – Eimsbütteler TV 0:3 (8, 13, 24)
MVP VCP: Antje Markert
MVP ETV: Katharina Hinrichsen
Für den ETV am Ball: Katharina Hinrichsen, Hannah Mörke, Svea Frobel, Juliane Namneck, Nina Deepen, Hannah Reich, Sandra Schneider, Mie Dickau, Stefanie Dinnies, Constanze von Meyenn und Stephanie Wilcke