1. Damen punkten erneut auswärts

Die Uhr zeigte 16:05 und die Eimsbütteler Reisegruppe, die am Morgen zur Auswärtsfahrt nach Berlin angetreten war, wähnte sich bereits auf der Autobahn und bretterte mit fliegenden Fahnen und drei Punkten im Sack gen Hansestadt. Soeben war eine 7-Punkte-Führung erspielt. Während auf der anderen Seite des Netzes die Moral am Boden war, klappte bei den Gästen auch das, was gar nicht klappen konnte. Kapitän Alex Schumacher verwandelte eine einarmige Rettungsaktion in eine neue Variante des Eimsbütteler Angriffsspiels, den 5-Meter-Schuss, mit dem Simone Kühl den Gegner in seine letzte Auszeit zwang. Was konnte hier noch schiefgehen?

Vorab hatten sich beide Teams einen leidenschaftlichen Kampf geliefert, im dem zunächst die jungen Gastgeberinnen den besseren Start erspielten. Zunächst fehlte Konstanz und Präzision, um die schlagkräftige Berliner Mannschaft zu gefährden. Mit zunehmender Spieldauer gelang es aus einer soliden Annahme das Spiel variantenreich zu gestalten, so dass es dem Prenzlauer Block selten gelang zuzupacken. Der erste Satz wurde so gedreht, und der zweite ebenso fortgesetzt. Zudem geriet der Berliner Annahmeriegel durch die gezielten Aufschläge der Gäste immer wieder unter Druck, so dass mit dem zweiten Satz auch der erste Punkt erspielt wurde. Der dritte Satz toppte das Spiel. Die Büttel nun wie aus einem Guss, der Gegner dagegen völlig verunsichert. Dann besagte Rettungsaktion mit folgender Auszeit. Und fortan kam alles anders. Im Gefühl des sicheren Sieges schlichen sich Fehler in das Eimsbütteler Spiel. Die Annahme und das Folgende Zuspiel weniger präzise, die Angriffe weniger entschlossen, und schwupps waren die Prenzlauerinnen wieder ernsthaft am Geschehen beteiligt. Kurze Zeit später war der Satz gedreht. Ein Comeback das keiner der Zuschauer noch erwarten konnte. Doch nicht nur das: Nun legte die Berliner Offensive richtig los, während bei den Gästen Mut und Kräfte schwanden. Berlin spielte Technik und Athletik aus, Hamburg fand keine Antworten. Satzausgleich in wenigen Minuten.

Nun war guter Rat teuer. Ein intensiver Austausch des Trainergespanns, das an diesem Tag von Juliane Lüning, die wider Erwarten nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreifen durfte, ergänzt wurde, schickte für den abschließenden Tiebreak Svea Frobel in der ungewohnten Rolle der Annehmerin aufs Feld. Eine Maßnahme die sich auszahlen sollte. Die Büttels fanden wieder Zugriff auf das Spiel. Lautstark wurde jeder Punkt abgefeiert, und alle Beteiligten sorgten dafür, dass es einiges zu feiern gab. Am Ende standen die erhofften 15 Punkte auf der Punktetafel. Der erste Erfolg im Entscheidungssatz dieser noch jungen Saison, der mit einer wirklich geschlossenen Mannschaftsleistung erkämpft und erspielt wurde.

So flatterten die Fahnen am Ende doch noch im Wind, während auf der Rückfahrt darüber debattiert wurde, ob man nun einen Punkt verspielt oder einen gewonnen hatte. Die Antwort wurde schnell gefunden: Ja!
Rotation Prenzlauer Berg vs. Eimsbütteler TV 2:3 (21, 20, -22, -10, 9)

MVP ETV Steffi Dinnies

Für den ETV am Ball: Alex Schuda, Steffi Dinnies, Nele Boyer, Constanze von Meyenn, Merlen Görlich, Simone Kühl, Jasmine Daneshi, Claudia Förster, Svea Frobel, Toni Schümann und nicht zu vergessen Juliane Lüning auf der Bank

PS: Bitte nicht auf falsche Gedanken kommen. Ja, wir haben gegen Prenzlau gewonnen, aber nicht gegen den Meister der letzten Saison. Das war zu 100 % ein anderes Team. Dieses Mal handelte es sich um eine sehr junge Mannschaft, die mittelfristig aber sicherlich ähnlich furios spielen wird.